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Eines Tages ist Zahltag – Deutschlandpokal JMC in Ludwigsburg

Als ich Freitag früh in Richtung Ludwigsburg aufgebrochen bin, war ich innerlich entspannt wie selten. Bis auf die SmallGroup hatten wir alle Starter des Vereins zum Deutschlandpokal „durchgebracht“. Mit einer Qualifikation für internationale Meisterschaften war aufgrund der Vorergebnisse eher nicht zu rechnen. Es war eine Belohnung für die Tänzer, ihre Choreografien nach den Ranglisten noch einmal bei der Deutschen Meisterschaft zeigen zu können.

Da die Anreise zu unterschiedlich erfolgte, gab es diesmal keine der typischen Verabredungen zum Vorabend-Italiener. Aber eine 3er Minigruppe, die auf einen Besuch beim Italiener auf dem Ludwigsburger Markplatz nicht verzichten wollte, war am Ende auf die stattliche Anzahl von 11 Personen angewachsen. Gruppendynamik eben. Was organisatorisch mit Hindernissen verbunden war, weil es im Kellergewölbe des Restaurants keinerlei Handyempfang gab. Jedoch ein rettendes WLAN.

Das Teamhotel CampusZwei lag voll im sozialen Brennpunkt auf dem Akademiegelände der Hochschule für bildende Künste gegenüber dem Residenzschloss. Ein lebhafter Ort, weil gefühlt die ganze Ludwigsburger Jugend den Platz nachts für sich gekapert hatte.

Innen war das Hotel TipTop und nur einen Steinwurf von der Halle entfernt. So entspannt hatten wir es selten. Am Samstag bei den Soli waren alle vier Starter top motiviert und zeigten eine Vorrunde, die es wirklich in sich hatte. Dass es für Christina & Linda trotz aller gezeigter Klasse genau eine Runde sein würde, war realistisch vorher zu erwarten. Die Top 12 in Deutschland ist aktuell noch ein Stück zu stark.  Beide erhielten jeweils ein Kreuz. Phil & Lilly erhielten alle Kreuze bis zum Finale. Was bei Phil logisch war, weil die Wertungsrichter alle 6 Tänzer anzukreuzen hatten. Lilly wiederum war die Einzige im gesamten Starterfeld mit voller Anzahl, was einen gewissen Wow-Effekt hatte. Insbesondere ihr Semifinale war umwerfend. Eben weil nicht alles geklappt hatte aus Lillys Sicht, was die „Behandlung“ ihrer knallroten Joker-Jacke ging. Was aber genau diesem Durchgang den besonderen Extra-Kick gab und dadurch noch besser machte.

Beide waren im Finale sehr angriffslustig und top motiviert. Phil war zuerst an der Reihe und befand sich in einem Dreikampf um Platz 2. Einer seiner Mitbewerber um diesen Platz war Joachim, den wir des Berufs wegen nach Frankfurt ziehen lassen mussten. Der übrigens sein InsTanz-Shirt unter der Sossenheimer-Vereinsjacke trug. Schön, dass diese Verbundenheit noch da ist 😊
Phil und Joachim ließen dem Dritten im Bunde – Finn – keine einzige Zwei übrig.

Phil hatte mit 4:3 Zweien die Nase vorn. Wie oft hatte er es versucht und plötzlich nach seinem Comeback wurde es Wirklichkeit: Einmal für die WM qualifiziert. Seine Augen verloren sofort Wasser, als er das Ergebnis realisiert hatte. Man konnte den Traum, der sich nach vielen Jahren erfüllt hatte, perfekt mitfühlen.

So sehen richtige Freudentränen aus
So sehen richtige Freudentränen aus – Foto: privat

Phil hatte das WM-Quartier im Übrigen schon vor dem Deutschlandpokal gebucht. Das nenne ich vollen Fokus auf das ersehnte Ziel. 🙂   

Bei Lilly war die Sache viel unübersichtlicher. Da Lilly als erste tanzen musste und damit als erste die Wertung erhielt, mussten wir nicht lange warten. 1113456 – was für ein Wahnsinnsergebnis.

Für einen kurzen Moment wünscht man sich die vierte Eins, aber es war klar: Lilly hat die meisten Bestwertungen von allen Starterinnen. Die anderen Tänzerinnen hatten alle ähnlichen „Zahlensalat“ – der deutsche Meistertitel lag in der Luft. Am Ende konnte eine Tänzerin mit 1222445 doch noch eine Zweiermajorität erzielen und Lilly den Titel wegschnappen.

Der Fanblock brach bei der Wertung in totale Begeisterung aus, weil sich Lilly nach Platz 6 über Platz 4 nun auf Platz 2 in Deutschland vorgearbeitet hat und ebenfalls erstmalig direkt für die WM qualifiziert ist.

Ehrlich gesagt: Darauf waren wir gar nicht so richtig vorbereitet. Wahnsinn, das musste ich erstmal begreifen, dass das so perfekt gelaufen war.

Hatte wirklich allen Grund zur Freude
Smile 🙂 , Lilly Hatte wirklich allen Grund zur Freude – Foto: privat

Dann war noch unser Jugend-Duo Leni & Annalena am Start. Da Leni, Annalena und Linda die Eltern als Fans dabei hatten, konnten wir ordentlich auf der Tribüne Krach machen. Zudem hatten wir mit unserer Schriftführerin Stine einen Überraschungsgast, die es von ihrem derzeitigen Wohnort Nancy näher nach Ludwigsburg hatte als wir. Stine verwöhnte uns mit Unterstützungs-Nahrung in Form von Frankreich-Exportschlagern wie Macarons und Croissants. Wobei die Bedingungen bzgl. Versorgung und Ausgestaltung der Halle vom 1. TC Ludwigsburg top organisiert waren.

Unsere beiden Nachwuchshoffnungen holten in der Vorrunde alle Kreuze und hatten im Finale ihre große Bewährungsprobe: Eine Hebung relativ am Anfang hatte nicht geklappt. Jetzt waren emotionale Qualitäten gefragt, dass die beiden den Durchgang unbeeindruckt durchziehen.

Was zu unserer Freude gelang und ein spannendes Ergebnis versprach. Auch hier ging es um Platz 2, wo einige Duos in Frage kamen. Da unsere beiden nach meinem Geschmack die anspruchsvollste Choreografie hatten, war nicht klar, ob die Wertungsrichterinnen das Risiko honorieren würden.

Das war noch eine der leichteren Übungen
Das war noch eine der leichteren Übungen – Foto: privat

Zwei von sieben taten es 2244455. Was am Ende zu Platz vier führte. Bei der Siegerehrung dann die große Überraschung: Die IDO hat die Jugend-Altersklasse international in Junioren 1 und 2 aufgeteilt, so dass je zwei Startplätze zu vergeben waren.

Als Leni & Annalena als Qualifizierte genannt wurden, waren diese einen Moment vor Glück fassungslos. Wir offen gestanden auch. Alle Finalteilnehmer zur WM durchgebracht, das war einfach zu schön, um wahr zu sein.

Bei Leni & Annalena hatte die Sache leider einen Haken. Der Turnierleiter hatte sich vertan bei der Altersbestimmung der Finalteilnehmer. 15 min später war das Glück wieder dahin. Um ehrlich zu sein: Das fühlt sich richtig doof an, aber leider ist da nichts zu machen.

Vielleicht können die beiden Mädels einfach diesen Moment, wo sie die WM-Teilnahme erfuhren, ganz tief im Herzen behalten. Sie haben sich diese Glücksgefühle verdient und sie sind Ansporn für die Zukunft.

Abends hatten wir bei einem anderen Italiener der Stadt für alle vorreserviert. Es sollte der einzige unschöne Moment des Ausflugs werden. Das Personal war ziemlich überfordert und hat uns das am Ende mit ein paar unschönen Momenten spüren lassen. Die Folge waren bei total leckerem Essen 0 Euro Trinkgeld.

Am Sonntag hatten wir Lilly & Linda als heiße Eisen im Feuer. Spannend war, wie die beiden ihre Soli am Vortag weggesteckt haben. Beide hatten richtig Lust auf ihr Duo, was ohnehin den größten Spaßfaktor im Starterfeld hatte. Bei allen Wettbewerben, wo wir vertreten waren, haben wir Teilnehmer ins Finale durchgebracht. Hier wäre eine WM-Quali bei den Vorergebnissen eine große Überraschung gewesen, die dann auch nicht eintrat.

Der 6. Platz ist richtig respektabel 3555666, da sich beide damit im Vergleich zu den Ranglisten steigern konnten.

Spektakulär: Ein Highlight von Lilly & Linda
Spektakulär: Ein Highlight von Lilly & Linda – Foto: privat

Wenn ich die Ergebnisse des Deutschlandpokal anschaue und auf die vergangenen Jahre zurückblicke, kann ich eines festhalten: Es war Zahltag in Ludwigburg. Danke Annika, danke Phil & danke Mädels, dass ihr das so schön hinbekommen habt. Slowenien, wir kommen 😊.

voller Ausdruck voraus: Christina
voller Ausdruck voraus: Christina – Foto: privat
volles Gefühl voraus: Linda
volles Gefühl voraus: Linda – Foto: privat
Zum ersten Mal als Solist beim Deutschlandpokal und nah dran an der WM: Joachim – Foto: privat