Ein Fazit nehme ich gleich mal vorweg: Das zweite Mal überhaupt und das erste Mal bei der Formation NeustArt hatte ich diesen Gedanken: Verdammt, diese krass gut gelungene Choreografie ist viel zu schade, um jetzt nach Saisonende weggeworfen zu werden.
Weil genau das aber unvermeidlich ist, sage ich: Danke, dass ich die Figures en Blanc insgesamt dreimal live sehen durfte. Annika lehrt uns in der Körperschulung regelmäßig, dass die Schultern bitte immer schön zentriert unten bleiben. Bei dem vielen Lob, was Annika für dieses Kunstwerk erhielt, hatten ihre eigenen Schultern Schwerstarbeit zu verrichten, nicht in die Breite zu wachsen 😉
Die Bedingungen selbst waren bestens. Kaiserwetter, ein super moderner Austragungsort in der Panndorf-Halle in Gera. Die Umkleide in der dritten Etage bot einen schönen Ausblick auf die Fläche des Geschehens. Der Ausrichter aus Gera hat sich für sein Premierenturnier richtig ins Zeug gelegt. Hallendekoration, Gastgeschenke, Helfereinsatz, Essen – alles fiel in die Kategorie: extrem gut gelungen.
Für die 10 Mädels sollte es ein langer Tag werden. 8 Uhr ankommen, die nächsten 10 Stunden in der Halle vorbereiten, Stellprobe, warten, tanzen, feiern und vor allem eines: Den Fokus behalten.
Ich gebe zu, dass ich ein Freund geschachtelter Turniere bin. Damit die Mannschaften und Zuschauer ein gemeinsames Wettkampferlebnis haben. Was im Standard/Latein-Bereich völlig normal ist. Aber im JMC-Bereich braucht diese zarte Pflanze noch viel Wasser, um ins Leben zu kommen.
In Gera konnten die Mädels erst einmal der Liga zuschauen, in der sie nächste Saison gerne tanzen wollen: Die Regionalliga Südost füllte die ersten drei Wettkampfstunden der Veranstaltung inklusive Abschlussfeier. Danach kam der spannende Moment: Wie viele Zuschauer verlassen die Halle, wenn die ersten 10 Mannschaften „das Weite“ suchen?
Die schöne Antwort: Beinahe niemand. Die Halle war voll und blieb voll. Ich durfte als Turnierleiter Zuschauer dazu auffordern, bitte die Treppen nicht als Sitzplätze zu verwenden, weil es doch noch ein paar freie echte Sitzplätze gab. Geholfen hat dabei sicherlich, dass drei der zehn Mannschaften der Oberliga aus Gera kamen.
Somit war alles vorbereitet, dass die 10 weißen Figuren sich selbst und dem Publikum mit ihrem Auftritt eine Freude machen. Ich habe das zwar bei meiner Premiere nicht gesehen, aber Insider wussten zu berichten, dass in der Vorrunde nicht alles geklappt hatte. Aufgrund der Qualität der Darbietung war das zum Glück für das Erreichen des großen Finales ungefährlich. Aber mein Blick auf die Wertungszettel ergab: Da ist noch Luft nach oben und die Zahlen gut gemischt.
Im großen Finale musste NeustArt gleich als zweite Formation ran, die beiden anderen Formationen mit Siegchancen zum Schluss. Keine optimale Ausgangsposition. Deshalb mein Kompliment an die Mädels, wie sie das gelöst haben. Die Mannschaft konnte jetzt entspannt und glücklich auf die Ergebnisse warten. Als Turnierleiter stand ich bei der Prüfung der Zettel durchaus unter Beobachtung der Fans. Ob meine Körpersprache etwas verrät zur Frage aller Fragen: Und? Haben sie es geschafft?
Nach Prüfung der Zettel wusste ich 5 Minuten eher als die Fans die Antwort: Ja, sie haben es, 12121 – gewonnen und aufgestiegen. Die Fans konnten nichts erkennen: Kein spontaner Jubelschrei am Turnierleitertisch und auch meine Schultern blieben unten.
Auf diesen Tag hatte ich mich besonders gefreut: Die Abschlussturniere der Saison sind immer die schönsten. Wegen der Emotionen, die in der Luft liegen. Wegen des Siegertanzes und der Party nach dem Turnier. Das mit den Emotionen gilt auch für mich. Die Freudentränen sollten zum richtigen Zeitpunkt raus. Möglichst nicht, wenn ich den Sieg und Aufstieg der Mannschaft am Mikrofon bekannt geben darf. Die Mädels haben mir die Sache in diesem Punkt ganz schön schwer gemacht.
Ich hoffe sehr, dass diese Mannschaft, die nach der langen Corona-Pause in dieser Saison richtig gut zusammen gewachsen ist, nächstes Jahr gemeinsam das Abenteuer Regionalliga in Angriff nimmt. Dann werden wir viel Freude haben. Oder wie Annika es in Gera in ihrer Schlusspointe zusammengefasst hat: Mädels, heute wird gefeiert, morgen ist ein Tag frei und Montag geht das Training wieder los.
Na dann: Auf geht’s.