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Die letzten Opfer der Saison

Für Leser, die sich über die doch etwas spezielle Schlagzeile des Berichts wundern: Das Thema Opfergabe war ein wichtiger Baustein der diesjährigen Choreographie und ein emotional verbindendes Element. Mit Sicherheit hat jede Tänzerin, die sich in die Mannschaft und die Saison samt der langen Vorbereitung eingefügt hat, ganz individuelle Opfer bringen müssen. Bei diesem letzten Turnier in Großostheim fängt das Ganze schon organisatorisch an, weil das lange Himmelfahrtswochenende mit einem Turnier am Samstag keine „prickelnde“ Kombination ist. Dementsprechend schwierig war die Reiseplanung im Vorfeld.

Das erste Opfer brachte Annika am Vorabend. Ihr war auf dem Weg zum Restaurant ein Spatz vom Himmel gefallen. Ihre Tierliebe ist etwas, was unsere Trainerin in der Tat auszeichnet.

Also durfte der verletzte Vogel als Aufbettung mit Ronny & Annika aus menschlicher Sicht eine luxuriöse Nacht im Doppelzimmer des STO-Hotels in Stockstadt verbringen. Ob er geschlafen hat, ist nicht bekannt. Wohl aber, dass er dank Ronny & Annika am Morgen darauf hoffentlich nachhaltige Rettung in einem handgehäkelten Nest einer Vogelschutzstation der Umgebung fand. https://www.facebook.com/WildvogelhilfeKoch/?locale=de_DE
Die Bewertung dieses Vereins bei Google spricht für sich.

Das bemerkenswerteste Opfer der Saison hatte Nina (interner Name Ninja) bereits im Vorfeld erbracht. (Siehe Bericht vom 22.03.2023) Ich war total froh, dass sich Nina in Anbetracht der Schwere Ihrer Knieverletzung schon wieder so gut bewegen kann. Dennoch war es für unsere frühere KonTakt-Kapitänin ein denkwürdiger Tag. Sie durfte und musste ihrer Mannschaft bei ihrem letzten Turnier beim Tanzen zuschauen. Durch den anstehenden Umzug in ihre alte Heimat Leipzig steht der Abschied fest. Ninja, wir werden dich und insbesondere deine unverwechselbare Frohnatur der flotten Sprüche und Gesten vermissen – siehe Titelbild Mitte hinten :-). Aber das echte Lehrerinnen-Leben geht eben leider immer vor.
Gefreut habe ich mich sehr, dass Lilly die Mannschaft doch ein bisschen vermisst und die Stelle von Ninja perfekt ausgefüllt hat. Eine tolle Geste. Umso mehr dürfen wir jetzt mit Lilly für die EM in Kielce im Juni mitfiebern.

zeigt her Eure Knie ODER: Die körperlichen Opfer einer langen JMC-Saison Foto: Privat

Kurz vor dem Turnier musste Juliane (interner Name Juli) sogar ihr komplettes Teilauto opfern. Bei einem unverschuldeten Auffahrunfall an einer Stopp-Straße kurz vor der Halle waren beide Unfallautos reif für den Abschleppwagen. Zum Glück blieben alle Insassen unverletzt. Aber die Mannschaft musste erstmal ohne Juli mit der Halle „warm“ werden. Sie kam nach einer unerwartet nervenzehrenden Klärung der Formalitäten gerade rechtzeitig zur Stellprobe.
Mal ehrlich: Nach so einem Ereignis ist man körperlich anwesend, aber ehe der Geist auch richtig dabei ist …?

Deshalb war ich von ihrem Tanzen ganz besonders beeindruckt. 100% Juli-Power. Es war nichts von der Vorgeschichte zu merken.

In der Vorrunde hatte Christina Startplatz 1 gezogen. Das war diesmal durchaus gut gewählt. Weil den ersten Tanz die Jugendformation der Gastgeber als Schauauftritt zeigen durfte und die Mannschaft dadurch eine perfekte Vorbereitungszeit hatte. Die Runde war einfach toll, emotional top fit. So dass Toralf danach sofort anmerkte: Das war die beste Runde der bisherigen Saison. Er muss es wissen – er hat die meisten Auftritte dieses Jahr live gesehen.

Als der Turnierleiter verkündete, dass diesmal nur 5 Formationen in die nächste Runde kommen, merkte man sofort, dass die Mannschaft Böses ahnte.
Ich war wegen der tollen Vorrunde optimistisch. Aber gleichzeitig war ich mit der gleichen Vorahnung behaftet: Weil das Wertungsgericht diesmal 100% weiblich war. Was für InsTanz bei den letzten Turnieren nicht von Vorteil war.

Aus Vorahnung wurde Gewissheit: Die Mannschaft musste das erste Mal in der Geschichte überhaupt ein B-Finale tanzen. Die Körpersprache und emotionale Power in diesem Durchgang bis zur abschließenden kraftvollen Verbeugung sprachen für sich. Credo: Liebe Wertungsrichterinnen, wir zeigen euch jetzt, dass das gar keine gute Idee war, uns in das B-Finale zu werten.

Nun kann man das Gedächtnis der Wertungsrichter nicht löschen. Daher war zu vermuten, dass es sehr wahrscheinlich eine 3:2 Entscheidung um den Sieg im B-Finale geben würde. Was auch eintrat: 3:2 für Ease aus Saarbrücken. Dadurch waren beide Mannschaften vom Ost- und Westende der Republik am Saisonende platzgleich auf Platz 6. Eine Lösung, mit der beide Mannschaften hoffentlich ganz gut leben können.

In dieser Choreo sind 100% Emotion & Hingabe garantiert, Foto: Schittenhelm (www.schitti0815.de)

Für mich wichtiger als die nackten Wertungen war der Umstand, dass InsTanz den bisher größten personellen Umbruch in seiner Formationsgeschichte gut gemeistert hat und eine menschlich intakte Mannschaft auf dem Tanzboden gestanden hat. Danke, Mädels, dass ihr das so gut hinbekommen habt.

Eine andere Mannschaft musste das wohl schmerzhafteste Opfer des Tages verkraften: Sneakers aus München. Relativ sicher auf Platz 3 der Tabelle stehend, tanzten die Mädels ein wirklich furioses Finale. Toralf und ich schauten uns an: Großartig, das müsste diesmal Platz 2 anstelle 3 sein.

Zwei Wertungsrichterinnen sahen das ganz genauso. Aber die Wertung 52525 verrät: Die anderen hatten ein komplett anderes Turnier gesehen. Ich war für einen Moment fassungslos, dass ich mit meinem JMC-Zuschauer-Halbwissen so daneben gelegen haben soll.

Die Mannschaft verlor damit die aus meinem Blickwinkel verdiente Qualifikation für die deutsche Meisterschaft an die gastgebende Mannschaft, die ihr Glück kaum fassen konnten.

So bildeten die Sneakers und InsTanz danach eine „Trostgemeinschaft“ neben der Fläche, während die anderen Mannschaften auf der Fläche feierten. Mittendrin Art Inspiration aus unserer Heimat Wilsdruff. Die nach einer starken Leistung mit vier Turniersiegen künftig in der ersten Bundesliga tanzen werden.

Ganz pünktlich wenige Sekunden vor 13:30 Uhr waren wir die erste Mannschaft zu Einlassbeginn in der Halle. Ganz unpünktlich waren wir nach Hallenschluss auch die letzte Mannschaft vor der inzwischen abgeschlossenen Halle. Julis Ersatz-Mietwagen, der planmäßig um 20 Uhr geliefert werden sollte, ist um 21:15 Uhr tatsächlich angekommen. Ehrensache, dass die Mannschaft solange zusammengestanden hat, bis die Abreise aller Tänzerinnen gesichert war. Mit diesem Zusammenhalt darf es nächste Saison 2024 in der 2. Bundesliga Süd gerne weitergehen.

Bis dahin gibt es noch am 10.06.2023 in Gera den Saisonabschluss für NeustArt in der Oberliga. Wo ich planmäßig als Zeremonienmeister, sprich Turnierleiter, dabei sein darf und mich schon total auf das Tanzen und auf die Party danach freue :-).