Allgemein

JMC-Rangliste in Griesheim oder die Sache mit dem Feedback der Majorität

Zugegeben: Am Samstag habe ich meinen Beitrag nicht geleistet. Ich hatte die roten InsTanz-Glückssocken zwar eingepackt, aber vergessen anzuziehen.

Denn etwas Glück ist eben immer dabei, ob man eine Mehrheit der Wertungsrichter von sich überzeugen kann und nicht nur zwei von 5. So wurde Samstagabend beim Stamm-Italiener darüber diskutiert, ob das mit der Majorität denn die gerechteste Lösung ist gegenüber dem berühmten Durchschnitt.

Auch über das Thema Feedback wurde diskutiert, aber dazu später.

In Griesheim hatten wir insgesamt wieder ideale Ausgangsbedingungen mit zwei Nächten im „Stammquartier“ GS-Pension. Wobei ich selbstkritisch ehrlich sagen muss: Das war richtig Schwein gehabt. Ich war mit dem Buchen dieses Jahr so spät dran, dass in Griesheim schon nichts mehr zu machen war. Etwas geknickt habe ich das Thema dann erstmal tagelang liegen gelassen. Als ich dann in Darmstadt buchen wollte, habe ich es einfach nochmal probiert. Just an dem Tag waren mehrere Zimmer in der Pension storniert worden und waren nun unsere …

Der Samstag begann mit vielen Emotionen unserer Solistinnen Linda, Christina und Lilly sowie unserem Duo Leni & Annalena. Insbesondere bei Leni & Annalena hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich den beiden am Vorabend im Brustton meiner tiefen Überzeugung auf den Weg gegeben hatte: Morgen ist Zahltag. Sorry, ich wollte euch keinen Druck machen. Und bin total froh, dass ich Recht hatte. Die beiden waren unsere ersten Qualifizierten für den Deutschlandpokal in Ludwigsburg. Die Finalwertung 33656 war der erste Streich in Sachen Majorität. Der dritte Platz von zwei Wertungsrichtern war auch mein Tipp. Ich glaube über den 5. Platz von 15 freuen sich die beiden riesig.

Ganz so riesig sollte die Freude leider nicht bleiben. Dass Linda und Christina nach der 1. Zwischenrunde ausscheiden, hatte ich nicht für möglich gehalten. Ihr habt uns viel Freude gemacht. Thema Majorität zum zweiten: Zwei Kreuze sind leider eins zu wenig. Mit den Ranglistenpunkten für Platz 14 haben beide ausgezeichnete Chancen, in Wilsdruff zu Hause die Sache mit dem Deutschlandpokal klar zu machen.

Unsere Finalisten der Rangliste Lilly, Phil, Leni & Annalena, welche die Qualifikation für den Deutschlandpokal sicher haben, Foto:privat

Phil bei den Männern war unser Comeback des Tages. Nach einer zweijährigen kreativen Pause hatte er sich weitgehend im fernen Berlin vorbereitet, was organisatorisch gar nicht so einfach ist. Auf meinen flapsigen Kommentar: „Cool, Phil, du kannst es noch. 😊“ antwortete er nicht minder schlagfertig: „Uli, das ist wie Fahrrad fahren, das verlernt man nicht.“
Platz 1 war mit Andreas Schmidt keine Frage. Es war ein enges Battle zweier Ex-Lateintänzer um Silber. Finn aus Frankfurt mit Latein-Jazz gegen Phil aus Dresden mit Latein-Modern/Contemporary.
Majorität, Klappe die dritte: zwei Zweien für Phil.
Aber mein Tipp: Das Ding ist noch nicht durch. In Ludwigsburg werden beide Jungs ein heißes Duell auf den Tanzboden bringen, wenn‘s wirklich um die Wurst geht.

Lilly erreichte das Finale. Rückblickend muss ich schreiben: Gott sei Dank. 3 Kreuze. Der erste Majoritäts-Lichtblick.
Sicher, ich bin als Fan subjektiv befangen mit meinem fundierten Halbwissen als Zuschauer:
Lilly war für mich Favoritin, die Joker-Choreografie die Pfiffigste im gesamten Starterfeld.
Aber die Auswahl der Tänzerinnen des Finals war für mich überraschend, weil Tänzerinnen nicht dabei waren, die ich auch ganz vorn hatte.
Als Lilly danach auf Platz 6 aus meiner Sicht „weggewertet“ wurde, war ich echt froh, dass ich mir mit einem 8-Kilometer-Lauf den Frust von der Seele joggen konnte. Ich hatte ein paar wichtige Dinge in der Pension liegen gelassen. Als ich zurück war, war gerade die Stellprobe von KonTakt vorüber. Ich fand eine gut geerdete Mannschaft vor, denn die Probe war offenbar nicht wirklich gelungen. Ein gutes Omen: Es konnte also nur besser werden. Und es wurde besser.

Vor dem entscheidenden Finale war es mein Wunsch, die Mädels darum zu bitten, glücklich von der Fläche kommen. Danke Mädels, für die Energie im Mannschaftskreis vor dem Finale. Danke, dass ihr mir und Euch diesen Wunsch erfüllt habt. Das Finale war großartig. Mein Bauchgefühl hatte mir gesagt, dass es die Abschiedsvorstellung für „Walk into the Painting“ ist. Sorry, dass ich Recht behalten sollte.

Jetzt kommt die Sache mit dem Feedback. Wenn ein Sportler innerlich zufrieden mit einer guten Leistung von der Fläche kommt und mit dem letzten – hier 5. – Platz leben muss, kommt die Frage nach dem Warum. Was kann oder muss ich besser machen?

Mädels, ihr habt das Tanzen keinesfalls verlernt, bitte schaut einfach nach vorne. Die anderen Mannschaften waren tänzerisch ähnlich gut besetzt wie wir, das war eine enge Kiste. Ich weiß, dass Vergleiche immer hinken. Ich hatte folgenden im Kopf. Bei einem Radrennen kann man konditionell top mit den anderen mithalten. Blöderweise hat man aber Zusatzgewichte am Rad, welche die anderen nicht haben. Das fällt beim Fahren im Windschatten gar nicht so auf. Aber im Zielsprint um die besten Plätze haben die Anderen eben doch einen entscheidenden Vorteil in der Endbeschleunigung.

Das Zusatzgewicht waren in dem Fall farbige lange Röcke – Hauptausdrucksmittel der Choreografie. Das war ein Risiko in Hinblick auf die Dinge, die im DTV gut bewertet werden. Das war mutig, weil der viele Stoff zusätzliche Herausforderungen mitbringt. Insbesondere für die Stellen, wo Synchronität im Vordergrund steht.

Das eigentlich Harte daran ist: Annika und die Mädels hätten gerne noch an der Choreo zu Ende gefeilt und können es nun nicht mehr in einem offiziellen Turnier aufführen.

gut getanzt und innerlich zufrieden: Siegerehrung von KonTakt
Preisfrage: Wer ist die Kapitänin der Mannschaft? Tipp: bitte auf die Füße schauen. Foto: privat

Ich bin mit einem guten Gefühl durch die Nacht gekommen und habe Sonntag an die Glückssocken gedacht. Da konnte doch nichts schiefgehen. Ähnlich wie bei Lillys Joker war schon allein Lillys & Lindas Duo-Choreografie mit ihrem Witz und Einfallsreichtum das Eintrittsgeld wert.

Beim Halbfinale hatte alles geklappt, selbst die Hosenträger sind drangeblieben. Der 7. Platz ist praktisch das Ticket zum Deutschlandpokal wegen der maximalen Ranglistenpunkte. Aber innerlich war das ein Moment: Och Manno, wie war das mit der Majorität? Genau, zwei Kreuze sind eins zu wenig. Trotz oder sogar mit Glückssocken. Finale wäre schon schön gewesen. Deshalb hier mein kleiner Wunsch an das Schicksal:
In Wilsdruff in drei Wochen dann bitte drei Kreuze für die hier Genannten. Ganz ganz herzlichen Dank vorab.
Und danke Annika, für die gute choreografische Vorbereitung sowie danke allen Tänzer*innen für die gute Umsetzung.

Fotos: Privat und Andiseine (Andreas Hofmann)