Allgemein

Ausflug ans andere Ende der Republik

Zum Glück findet Tanzsport drinnen statt, denn das Regenwetter in Saarlouis hätte uns draußen keine Freude gemacht. Aufgrund der guten Erfahrungen bei den bisherigen Besuchen hatten wir auch diesmal das „Teamhotel“ Leonardo Völklingen gebucht. Bis auf den Duschknopf, den man dort schwierig bedienen konnte, gab es perfekte Bedingungen zum Ausruhen zwischendurch. Wobei sich die Mädels in zwei Zimmern zunächst noch das Material zum Schlafen besorgen mussten. Trotz gebuchter Doppelzimmer, war nur für eine Person „eingedeckt“ worden. Für diese „Spezialaufgaben“ haben wir Toralf Belke dabei, der das Hotelteam durch die Weitergabe nicht benötigter Decken unterstützt hat.
Die Ausruhezeit war diesmal tatsächlich knapp bemessen. Die Turniertage begannen beide um 9 Uhr und damit früher als sonst. Hieß an beiden Tagen 7:30 Uhr Abfahrt für Annika und die Tänzerinnen und eine Stunde später für die Fans.

Der DTV hatte neue Wettbewerbe aufgenommen und damit für einen Samstag mit 13 Stunden Dauer gesorgt. Für den ersten Wettbewerb der weiblichen Solisten hatten sich drei Starterinnen unseres Vereins qualifiziert.

Für Leni und Linda war zu erwarten, dass die Vorrunde ihre einzige Chance und Abschiedsvorstellung sein würde. Leni war ein wenig unser „Sorgenkind“, weil es ihr schon am Vorabend nicht besonders gut ging. Das war leider am Morgen nicht grundlegend anders, so dass sie „ihr erstes Mal“ allein auf dem Tanzboden einer deutschen Meisterschaft nicht so richtig genießen konnte.

Linda war mental topfit und knüpfte nahtlos dort an, wo sie in Wilsdruff aufgehört hatte. Aus einer relativ aussichtslosen Ausgangslage hatte sie sich mit zwei couragierten Auftritten und Platz 11 gerade noch für die DM qualifiziert. Der Auftritt hier konnte aus meiner Zuschauersicht besser nicht laufen. Die Hoffnung, dass die Wertungsrichterinnen und der Wertungsrichter noch eine Zugabe sehen möchten, erfüllte sich knapp nicht.

Für Lilly war die Saison bisher mit Sicherheit herausfordernd. Wenn man als amtierende deutsche Vizemeisterin in den Qualifikationsturnieren zweimal das Finale verpasst, dann kostet es emotionale Energie, mit dem Ergebnis umzugehen. Für die Deutsche Meisterschaft war diese Ausgangslage vielleicht gar nicht so schlecht, um von „hinten anzugreifen“. Lilly hat sich im Semifinale optimal von ihrer Solo-Choreografie verabschiedet und alles herausgeholt. Das Niveau der Tänzerinnen war gegenüber dem letzten Jahr deutlich gestiegen, das Finale war mit Platz 8 ganz dicht dran und ihre beste Saisonleistung …

Zeit für die drei Mädels, sich nun mit den anderen vier – Christina, Maine, Luisa und Nina – in die Smallgroup einzureihen.

Zeit für die Fans, sich zwischendurch abzulenken. Kristin und Toralf durften mit Lillys Auto ins Hotel zurückfahren. Ina und ich nutzten das schlechte Wetter für einen Stadtbummel in Saarlouis. Da der Ort mehr als 600 km von Dresden entfernt ist und man dort vielleicht nicht so schnell wieder hinkommt.

Der Abend begann mit leichter Verspätung, denn die vielen Zuschauer wollten in der ausverkauften Sporthalle am Stadtgarten erstmal auf die Tribünen „eingestapelt“ werden. Für Ina und mich gab es als Betreuer mit unseren Einlassbändchen keine Chance, überhaupt auf die Tribüne zu kommen. Was den Vorteil hatte, dass wir hautnah bei der Mannschaft sein konnten. Emotional war die Mannschaft gut eingestellt, die Qualifikation in Wilsdruff hatte den Druck spürbar entlastet. Inzwischen war auch der Fanblock von Annalena eingetroffen.

Die Vorrunde ließ keine Wünsche offen, Annika konnte hüpfender Weise ihre Begeisterung nicht verbergen. So dass es keine Abschiedsvorstellung war. Neue Konzentration für die Zwischenrunde mit acht Mannschaften zu finden, war schwieriger gesagt als getan. In dem Durchgang war der berühmte Wurm drin. Was man den Mädels direkt ansah, als diese von der Fläche kamen. Manche Stolperstellen waren jedoch so perfekt gelungen, dass diese in der Videoauswertung danach für viel Erheiterung und den Spruch sorgten: Beim nächsten Mal choreografieren wir das einfach so ;-).

Normalerweise wäre nach dieser Runde auch mit dem 8. Platz Schluss gewesen. Wegen der Vergabe der WM-Plätze war allerdings eine Relegation für den 5. bis 8. Platz zu tanzen. Und aller guten Dinge sind eben doch drei: Der dritte Durchgang war WM-reif und die Mädels kamen mit diesem optimalen (B-)Finale auf den 6. Platz nach vorn.

Durch die Extrarunde, kleinere Störungen und eine parallel laufende Wertungsrichterausbildung mit praktischen Wertungseinsätzen zog sich die Veranstaltung wie Gummiband in die Länge. Es wurde im Laufe des Abends immer klarer, dass wir die reservierte la Vecchia Osteria in Völklingen nicht mehr vor Dienstschluss um 22:30 Uhr erreichen können.

Ina hat die letzte Herausforderung des Abends erfolgreich für uns gemeistert: Dass wir nicht zum Essen kommen, sondern das Essen zu uns. Pünktlich um 22:15 Uhr hatten wir Pizza, Pasta, Flammkuchen und Salate in der Sporthalle am Stadtgarten auf dem Tisch stehen. Und die neidischen Blicke der anderen Gäste gab es gratis dazu.

Zu der Zeit sickerte auch die Information durch, das Yahor & Irina für uns deutsche Meister in den Standardtänzen geworden waren. Ein überaus anstrengender und erfolgreicher Tag ging zu Ende.

Umso höher ist das Dreifach-Pensum von Lilly & Linda einzuschätzen, deren Nacht am kürzesten war. Im Fanblock war die Grundträgheit der Erschöpfung ein wenig zu spüren, so dass wir exakt zu Turnierbeginn in der Halle ankamen, ohne zeitlichen Sicherheitspuffer.

Da Annalena Startnummer 20 hatte, konnten wir dennoch in Ruhe vor Ort ankommen. Für Annalena war es ein großer Erfolg, sich im Vorfeld mit einer starken Leistung in Griesheim für diese DM qualifiziert zu haben. Ihr couragierter Auftritt wurde mit einem Kreuz und Platz 16 belohnt. Für weitere Runden war das Startfeld einfach zu stark.

Lilly & Linda griffen gegen 10:30 Uhr ins Geschehen ein. Irgendwie war das Glück unseres Vereins für dieses Wochenende aufgebraucht. Vielleicht auch die emotionale Energie. In der Vorrunde sollte den beiden Vieles nicht so richtig gelingen. Eine Chance, diesen Durchgang auszubügeln, gab es leider nicht. Glücklicherweise haben die beiden jetzt ein paar Tage Urlaub in Straßbourg, um sich wieder aufzubauen.

Die Dramaturgie der Ereignisse und die allgemeine Erschöpfung aller Beteiligten vom Vortag führte dann zu einem Novum, was uns bisher noch nie passiert war: Wir fuhren weit vor dem Ende der Veranstaltung während der Zwischenrunden nach Hause. Etwas komisch fühlte sich das im ersten Moment schon an. Der Vorteil: Die frühe Ankunft am Sonntagabend zu Hause ermöglichte für ein paar Minuten das, was man für gewöhnlich an Wochenenden manchmal tun sollte: Sich erholen. In dem Sinne gute Erholung für die Herausforderungen der neuen Saison.